Barrierefreiheit in den sozialen Medien!
Ein Muss für moderne Unternehmen
Barrierefreiheit ist längst kein Nice-to-have mehr! In Deutschland wird sie mit neuen Gesetzen zur Pflicht - zumindest ab dem 28. Juni 2025 für Webseiten! Ob und wann das auch Unternehmensprofile in den sozialen Medien betrifft, bleibt abzuwarten.
Als Social Media Managerin und pädagogische Fachkraft ist mir nicht nur die rechtliche Dimension wichtig, Barrierefreiheit steht für mich aber vor allem für Inklusion. Ich finde, dass alle Inhalte jedem Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen sollten.
Und das ist gar nicht so schwer: Mit wenigen bewussten Maßnahmen können wir Reichweite, Nutzerfreundlichkeit und Wertschätzung gleichermaßen steigern. Ein Gewinn für alle 😃
Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen und Selbstständige in Bezug auf Social Media? Und wie sorge ich dafür, dass meine Posts wirklich alle erreichen, ganz ohne großen Aufwand?
Das und noch mehr erfährst Du im folgenden Blogartikel!
Inhaltsverzeichnis
1. Das bedeutet Barrierefreiheit konkret
2. Die Vorteile für Dein Unternehmen
2.1.Höhere Reichweite
2.2. Positives Markenimage
2.3. Besseres Engagement
2.4. Wettbewerbsvorteil und Zukunftssicherheit
2.5. Verbesserte Suchmaschinenoptimierung (SEO)
3. Die Vorteile für Menschen mit Beeinträchtigung
3.1. Sehbehinderung
3.2. Hörbehinderung
3.3. Kognitive Einschränkungen und/oder Lernschwierigkeiten
3.4. Eingeschränkte Feinmotorik
4. Konkrete Maßnahmen für inklusive Inhalte
4.1. ALT-Texte für Bilder nutzen
4.2. Untertitel für Reels und Stories
4.3. Klare, verständliche Sprache
4.4. Emojis bewusst einsetzen
4.5. Gut lesbare Hashtags
4.6. Kontraste und Farben beachten
4.7. Wichtige Inhalte nicht nur in der Grafik verwenden
5. Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
5.1. Keine Bildunterschriften
5.2. Kein Untertitel unter Reels oder Stories
5.3. Emojis und Hashtags
5.4. Unklares Design und mangelnder Kontrast
5.5. Fachsprache, statt leichter Sprache
5.6. Unzureichende Bildunterschrift
7. FAQ - häufig gestellte Fragen
1. Barrierefreiheit in den sozialen Medien
Barrierefreiheit bedeutet, dass Inhalte so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen genutzt werden können. Ganz unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen.
Während dieses Prinzip bisher vor allem im Bereich von Webseiten und öffentlichen Institutionen diskutiert wurde, gewinnt es nun auch in den sozialen Medien zunehmend an Bedeutung. Und das aus gutem Grund: Barrierefreiheit ist nicht nur ein Zeichen von Wertschätzung und Respekt, sondern bringt auch einen strategischen Vorteil für dein Unternehmen.
Barrierefreie Inhalte stärken Reichweite, Engagement und Employer Branding. Das bringt deinem Unternehmen einen zusätzlichen Nutzen in den sozialen Medien.
Auch wenn Social Media nicht direkt vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) betroffen ist, zeigt der Trend klar: Barrierefreiheit wird zum Standard, auch in der digitalen Kommunikation.
Unternehmen, die sich frühzeitig damit auseinandersetzen, sind vorbereitet und zeigen Verantwortung.
2. Die Vorteile für dein Unternehmen sind offensichtlich
Wer sich bei dir verstanden fühlt, kommt wieder. Menschen, die deine Inhalte konsumieren können, unabhängig von individuellen Einschränkungen, bleiben eher als Follower oder Kund:innen.
Höhere Reichweite
Etwa 16–20 % der Menschen in Deutschland leben mit einer Form von Behinderung. Wer auf Barrierefreiheit achtet, erreicht also potenziell Millionen zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer, die Inhalte sonst möglicherweise nicht oder nur eingeschränkt konsumieren könnten.
Positives Markenimage
Ein Unternehmen, das inklusive Inhalte erstellt, zeigt: Wir denken mit. Wir schließen niemanden aus. Das erzeugt Vertrauen und stärkt die Glaubwürdigkeit und Werteorientierung. Intern wie extern.
Besseres Engagement
Barrierefreie Inhalte, z. B. mit Untertiteln oder verständlich formulierten Texten werden länger angesehen, häufiger geteilt und eher kommentiert. Das verbessert die Interaktion auf Social-Media-Plattformen und somit auch den Algorithmus-Effekt.
Wettbewerbsvorteil und Zukunftssicherheit
Ab Juni 2025 gilt in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Für viele Unternehmen wird digitale Barrierefreiheit damit verpflichtend. Wer sich frühzeitig damit auseinandersetzt, handelt nicht nur verantwortungsvoll, sondern zukunftsorientiert und gesetzeskonform. Das BFSG betrifft unter anderem die barrierefreie Nutzung von Webseiten.
Verbesserte Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Auch Suchmaschinen bevorzugen gut strukturierte, verständliche Inhalte mit Bildbeschreibungen und Alt-Texten. Das kann die Auffindbarkeit auf Google und Co. Verbessern, ein nicht zu unterschätzender Bonus.
3. Das sind die Vorteile für Menschen mit Beeinträchtigung
Menschen mit Sehbehinderung
Menschen mit einer Sehbehinderung profitieren von Alternativtexten (ALT-Texte), Bildbeschreibungen und ausreichenden Farbkontrasten. Auch eine klare Struktur hilft Screenreader-Software, Inhalte verständlich vorzulesen.
Menschen mit Hörbehinderung
Untertitel bei Reels, Stories oder IGTV ermöglichen es ihnen, Videos vollständig zu erfassen. Selbst wenn keine Gebärdensprache vorhanden ist.
Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten
Inhalte werden leichter verstanden, wenn sie in klarer Sprache verfasst und visuell gut aufbereitet sind
Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik oder älteren Endgeräten
Diese Personengruppe können Inhalte besser navigieren, wenn Buttons groß genug sind, Links sinnvoll betitelt wurden oder der Text nicht in unlesbaren Grafiken „versteckt“ ist.
4. Konkrete Maßnahmen für inklusive Inhalte
Barrierefreiheit beginnt bereits bei kleinen Dingen und genau diese machen in der täglichen Content-Erstellung einen großen Unterschied.
Viele Maßnahmen lassen sich leicht umsetzen und werden von Plattformen wie Instagram, Facebook oder LinkedIn bereits unterstützt.
Hier sind die wichtigsten Punkte, auf die du als Unternehmen oder Creator achten solltest:
ALT-Texte für Bilder nutzen
ALT-Texte (Alternative Texte) beschreiben den Bildinhalt für Menschen, die ein Bild nicht sehen können, z. B. bei Sehbehinderung oder wenn ein Screenreader verwendet wird.
💡 Tipp: Beschreibe nur, was wirklich relevant ist! Also das, was zur Aussage des Posts beiträgt.
Beispiel: Statt „Zwei Frauen“ besser: „Zwei Kolleginnen sitzen gemeinsam mit Kaffee im Büro und besprechen eine Social-Media-Strategie.“
Untertitel für Reels, Videos und Stories
Viele Menschen schauen Stories oder Videos ohne Ton, entweder aus Gewohnheit, in öffentlichen Situationen oder weil sie gehörlos oder schwerhörig sind. Untertitel sind hier ein Muss.
💡 Tipp: Verwende automatische Untertitel und korrigiere sie nach. Auch kurze Reels oder Stories können zusätzlich eine kurze Text-Zusammenfassung enthalten.
Klare, verständliche Sprache verwenden
Nicht jeder ist mit Fachbegriffen oder komplexen Satzstrukturen vertraut. Leichte Sprache hilft nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten, sondern auch allen, die schnell verstehen wollen, worum es geht.
💡 Tipp: Verzichte auf überlange Sätze, unnötige Anglizismen oder Wortspiele, die man nur versteht, wenn man einem bestimmten Kulturkreis angehört.
Beispiel: Statt „Unsere smarte SM-Strategie maximiert Ihre Conversionrate“ lieber „Mit unserer Social-Media-Strategie gewinnen Sie mehr Kundschaft.“
Emojis bewusst und sparsam einsetzen
Emojis werden von Screenreadern vorgelesen („grinsendes Gesicht“, „Daumen hoch“, etc.). Eine Emoji-Flut oder eine kreative Wortbildung aus Emojis ist für viele nicht verständlich.
💡 Tipp: Emojis sparsam verwenden. Am besten nach dem Text und nie mitten im Satz einige Wörter durch Emojis ersetzen.
❌ „Wir 🧡 guten Content!“
✔️ „Wir lieben guten Content! 🧡“
Gut lesbare Hashtags
Unleserliche Hashtags können ein echtes Barriereproblem sein. Menschen mit Sehbehinderung oder kognitiven Einschränkungen haben oft Mühe, sie zu entziffern, besonders, wenn sie komplett kleingeschrieben sind.
💡 Tipp: Nutze Großbuchstaben am Wortanfang.
❌ #socialmediamarketing
✔️#SocialMediaMarketing
Kontraste und Farben im Design beachten
Menschen mit Farbsehschwächen oder Sehbehinderung brauchen klare Kontraste zwischen Text und Hintergrund. Zu blasse Farben oder zu bunte, unruhige Grafiken erschweren die Lesbarkeit.
💡 Tipp: Teste deine Designs in Schwarzweiß oder mit Tools, um Barrieren zu erkennen.
Veröffentliche keine wichtigen Inhalte nur als Grafik
Wichtige Infos wie Termine, Preise oder CTA („Jetzt buchen!“) sollten nicht ausschließlich in einem Bild stehen. Screenreader können Bilder ohne ALT-Text nicht „lesen“ und auch bei schwachem Internet werden Bilder manchmal nicht geladen.
💡Tipp: Fasse zentrale Aussagen immer noch einmal im Text des Beitrags zusammen.
👉🏻 Diese Maßnahmen machen deinen Content nicht nur zugänglicher, sondern professioneller und nachhaltiger. Denn was verständlich ist, wird eher wahrgenommen und bleibt länger im Kopf.
5. Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Viele Unternehmen möchten barrierefreie Inhalte erstellen, wissen aber nicht genau, worauf es ankommt. Hier findest du typische Stolperfallen und wie du sie vermeiden kannst:
Keine Bildbeschreibungen (ALT-Text)
Bilder und Grafiken werden ohne alternative Beschreibung gepostet.
Warum das problematisch ist: Screenreader können diese Inhalte nicht erfassen, Menschen mit Sehbehinderung bleiben außen vor.
✔️Füge beim Hochladen von Bildern eine prägnante ALT-Beschreibung. Beschreibe, was auf dem Bild zu sehen ist, nicht was es aussagen soll.
Kein oder unleserlicher Untertitel bei Reels und Videos
Videos werden ohne Untertitel oder mit zu kleinen, verspielten Schriften veröffentlicht.
Das Problem ist, dass Menschen mit Hörbeeinträchtigungen (oder stummgeschalteten Geräten) die Inhalte nicht verstehen können.
✔️Verwende gut lesbare Untertitel in kontrastreicher Farbe und platzsparender Position.
Zu viele Emojis oder unlesbare Hashtags
Sätze voller Emojis 🥳✨🔥🎉 oder unstrukturierte Hashtags wie #diesisteinlangerhashtagohneLeerzeichen
Das stört Screenreader beim lesen und ist verwirrend.
✔️Setze Emojis gezielt am Satzende ein. Gliedere Hashtags klar, z. B. #SocialMediaTipps statt #socialmediatipps.
Mangelnder Kontrast oder unruhiges Design
Ein weißer Text auf hellem Hintergrund oder Schrift über unruhigem Bild eignen sich kaum.
Das Problem ist, dass Menschen mit einer Sehschwäche die Inhalte kaum lesen können.
✔️Achte auf klare Kontraste, z. B. dunkler Text auf hellem Hintergrund und eine ruhige Gestaltung.
Fachjargon oder komplizierte Sprache
Lange Sätze, Fremdwörter und unklare Aussagen sind oftmals schwer zu verstehen.
Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringem Sprachniveau verlieren leicht den Anschluss.
✔️Nutze leichte, verständliche Sprache. Sprich deine Zielgruppe direkt an.
Wichtige Infos nur in Bildern oder Videos
Termine, Preise oder Kontaktdaten stehen nur in einer Grafik und fehlen in der Bildunterschrift.
Diese Infos können verloren gehen, z. B. für Screenreader oder bei schlechtem Empfang.
✔️Füge alle wichtigen Infos immer auch in den Begleittext ein. So sind sie für alle zugänglich.
6. Zusammenfassung
Was bedeutet barrierefreies Social Media?
Es gilt, Inhalte so zu gestalten, dass sie von allen Menschen, unabhängig von Beeinträchtigungen, verstanden und genutzt werden können
Muss ich Barrierefreiheit gesetzlich berücksichtigen?
Ja! Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (ab 28. Juni 2025) werden viele digitale Inhalte zur Pflicht. Dies gilt aber noch nicht für Inhalte in den sozialen Medien.
Wie schreibe ich gute ALT-Texte?
Kurz, klar, beschreibend, z. B. „Lächelnde Frau am Laptop im Home-Office“. Der ALT-Text soll das Bild bestmöglich beschreiben.
Sind automatische Untertitel ausreichend?
Ja. Z.B. Instagram und Facebook bieten Tools für automatische Untertitel. Du solltest sie aber immer überprüfen.
Wie viele Emojis darf ich verwenden?
Besser wenige und nur am Satzende um Vorlesehürden zu vermeiden.
7. FAQs - häufig gestellte Fragen
Barrierefreie Inhalte in den sozialen Medien sind längst kein „nice to have“ mehr, sie sind ein Ausdruck von Respekt, Professionalität und digitaler Verantwortung.
In einer Gesellschaft, in der Inklusion und Teilhabe zentrale Werte sind, sollten auch Unternehmen auf ihren Social-Media-Kanälen niemanden ausschließen.
Denn: Barrierefreiheit bedeutet, Inhalte so zu gestalten, dass alle Menschen sie verstehen, nutzen und mit ihnen interagieren können, ganz unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Für rund 10 Millionen Menschen in Deutschland, die mit einer Behinderung leben, ist das kein Luxus, sondern täglicher Bedarf!
Barrierefreiheit im Social Media bedeutet Inhalte bewusst zu gestalten: mit klaren Kontrasten, verständlicher Sprache, ALT-Texten, Untertiteln und durchdachtem Einsatz von Emojis und Hashtags. Diese Maßnahmen helfen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sie verbessern die User Experience für alle.
Als Social Media Managerin und Pädagogische Fachkraft ist es mir ein echtes Anliegen, genau hier anzusetzen: Ich helfe Unternehmen dabei, ihre Inhalte so zu gestalten, dass sie sichtbar, verständlich und inklusiv sind und zwar für alle!
Denn echte Sichtbarkeit bedeutet, niemanden außen vor zu lassen!